Nadja Thelen-Khoder

Am Internationalen Frauentag 1944 im Kath. Krankenhaus Lippstadt
Für Irina Stefanskaja (Heinrich Jungeblodt, heute Warstein)
Auszüge

 

                        Stadtarchiv Lippstadt                                                           G 2 Sterbeurkunde

„Nr. 78.
Lippstadt, den 10. März 1944.

Die Maschinenarbeiterin Irina Stefanskaja, wohnhaft in Lippstadt, Arbeitslager der Firma Jungeblodt, an der Stirper-Straße, ist am 8. März 1944 um 4 Uhr - Minuten in Lippstadt, Hospitalstraße 4 verstorben. Die Verstorbene war geboren am 13. Februar 1926 in Studolno Bezirk Kruschwitz.
Vater: unbekannt.
Mutter: unbekannt.
Die Verstorbene war - nicht - verheiratet.
Eingetragen auf schriftliche Anzeige des katholischen Krankenhauses Lippstadt.
Das religiöse Bekenntnis der Verstorbenen ist unbekannt.
Vorstehend eine Zwischenzeile geschrieben. Der Standesbeamte (Unterschrift)
Todesursache: Lungenentzündung.“

G 2
Sterbeurkunde
(Standesamt Lippstadt Nr. 78/44)
Die Maschinenarbeiterin Irina Stefanskaja, wohnhaft in Lippstadt, Arbeitslager Stirper Straße, ist am 8. März 1944 um 4 Uhr – Minuten in Lippstadt, Hospitalstraße 4 verstorben. Die Verstorbene war geboren am 13. Februar 1926 in Studolno Bezirk Kruschwitz.
Die Verstorbene war - nicht - verheiratet.
Lippstadt, den 5. Januar 1950
Der Standesbeamte In Vertretung: (Unterschrift)“

Bei einem Vergleich dieser beiden Beurkundungen vom 10.3.1944 und vom 5.1.1950 fällt auf, daß bei der älteren das „Arbeitslager“ (an der) Stirper Straße durch die Angabe „der Firma Jungeblodt“ ergänzt ist, während diese Angabe auf der jüngeren fehlt, ebenso wie der/die Anzeigende und die „Todesursache“, die auf der Gräberliste sowjetischer Staatsangehöriger („RUS“) auf dem Friedhof in Lippstadt4 mit „unbekannt“ angegeben wird.

Das „Russenlager“ bzw. „Arbeitslager“ der Firma Heinrich Jungeblodt war in der Stirper Straße 28, und nachdem ich mir diesen Ort näher angesehen hatte, wandte ich mich an die „Ideenstelle“ der Stadt Lippstadt. Mein Anliegen war, diesen mehrwürdigen Ort mit einer Hinweistafel zu versehen, auf der stehen solle, daß hier ein Lager für sowjetische Zwangsarbeiter war. Daraufhin bekam ich zunächst eine sehr offene Antwort, daß man die Örtlichkeiten in Augenschein nehmen werde. Aber am 4.10.2018 hieß es, „Nachforschungen“ hätten „ergeben, dass in den mehr als 73 Jahren seit dem Bombenangriff weitgehende Veränderungen an dem Gebäude stattgefunden haben und die Baracke, in der die Zwangsarbeiterinnen untergebracht waren, voraussichtlich auf dem Gelände des heutigen Gebäudes Stirper Straße 30 stand. Da aus diesem Grund eine historisch eindeutige Zuordnung kaum möglich ist, aber auch, um neben den am 10.03.1945 Verstorbenen auch den zahlreichen anderen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen gedenken zu können, soll von der Aufstellung einer Hinweistafel an der Stirper Straße abgesehen werden.“

Hatte Heinrich Jungeblodt zwei Lager, eines „für“ „seine“ „Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter“ (Nazi-Bezeichnung für Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion) und ein anderes „für“ „seine“ Zwangsarbeiter*innen aus Polen?

Irina Stefanskaja schreit sehr laut, und ich versuche, ihre Rufen zu folgen.

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